Kirwahistorie

Die Ursprünge der Fronberger Kirwa

Wenn wir auch in manch anderem Zusammenhang bislang immer davon ausgegangen sind, dass über die eigentlichen Ursprünge der „Fronberger Kirwa“ nichts oder nur wenig bekannt sei, so stimmt dies auch. Aber einige erhaltene Aufzeichnungen lassen doch etwas Licht in das herrschende Dunkel fallen, wenn sie es auch nicht schaffen, die Vorgänge eindeutig zu erhellen.

 

Am 3. Juni 1684 ging der Schwandorfer Bürger Ulrich Bauer mit seiner Frau auf die Kirwa nach Alberndorf. Dort verzehrte er Brot und Bier. Danach hat ihm der Ulrich Scherl ohne Ursache eine aufs Maul geschlagen. Soweit so gut, so ist es niedergeschrieben worden. Und die Sache wurde dann noch „Gerichtmaßig“. Vor allem darum, weil aus der einen Maulschelle sich nach einigen Hin und Her eine zünftige Kirchweihrauferei entwickelte.

 

Bei der Gerichtsverhandlung – aus welchem Grund auch immer – wird unter anderem nach dem Tathergang, Zeugenaussagen, Beschuldigungen auch einiges Grundsätzliches über Kirchweihen in unserer Gegend niedergeschrieben. So auch, „dass im benachbarten Fronberg in früherer Zeit allemal am Andrestag Kirchweih gefeiert worden ist. Dort ist dann ein großer Roßmarkt abgehalten und bei der Kapell sei eine Wallfahrt gewest“.

 

Der schon einmal in einem anderen Zusammenhang zitierte Schmied Georg Sperl aus Fischbach gibt 1617 zur Niederschrift an: „Ich war früher fünfundvierzig Jahre in Fronberg. Dort ist eine große fressende Kirwa gehalten worden ...“ Der funfundsechzigjährige Bauer Hans Götz aus Asbach, sagte im selben Jahre: „ ... bin ich oft in den Dörgern (gemeint ist Fronberg, Prissath, Lindenlohe und Freihöls) gewesen auf der Kirchweih – und habe gute, feiste Gäns helfen fressen ...“

 

Und der Hofwirt, der Klemens Dobmaier, gibt für das Jahr 1617 an, die Kirchweih sei allemal gemeinsam in den drei Dörfern nebst Fronberg gehalten worden, aber jetzt (1617) halten die Dörfer überhaupt keine mehr.

 

 

 

Quelle: 1 Festschrift, Kirwaverein Fronberg, August 1988

 

Der Fronberger Burschenverein

Befragt man ältere und alteingesessene Fronberger, wer in den früheren Jahren die Kirwa ausgerichtet hat, so bekommt man immer wieder die Antwort: „Die Burschen vom Burschenverein.“

 

Darum soll es auch auf dieser Internetseite erlaubt sein, sich mit dem Fronberger Burschenverein näher zu beschäftigen.

 

Leider sind auch in diesem Fall die Spuren, die der Verein hinterlassen hat, nicht nur in seiner gesellschaftlichen Arbeit, die „Fronberger Kirwa“ zu organisieren und aufrecht zu erhalten, durch fehlende Aufzeichnungen und Dokumente verwischt und nur noch bruchstückhaft erhalten. Doch auch für die nachfolgenden Zeilen gilt dasselbe wie auch bei den anderen Beiträgen: Wer mehr weiß oder nachträglich noch Material findet und zur Verfügung stellen kann, dem sei gedankt.

 

 

 

Mit der „Gemütlichkeit“ fing es an

 

Eines aber kann als sicher und erwiesen gelten: Schon vor dem Jahre 1875 gab es in Fronberg einen Zusammenschluss der Burschen, den „Burschenverein Gemütlichkeit“, der – so zumindest ist es anzunehmen, schon in den Jahren seines Bestehens sich um die Abhaltung der traditionellen Kirwa kümmerte.

 

Leider war den „gemütlichen“ Fronberger Burschen keine lange Lebensdauer beschieden, schon wenige Jahre nach der Gründung kam das vereinsmäßige „Aus“ für diesen Verein.

 

Doch bereits im Jahre 1875 wurde die Idee, einen Zusammenschluss der Burschen auf Dorfebene zu schaffen neu belebt.

 

 

 

„Alt-Fronberg“

 

In diesem Jahr wurde der neue Verein aus der Taufe gehoben.

 

Das Vereinsleben, das nach der Satzung ein sehr reges zu sein hatte, dürfte sich überwiegend in der „Brauereigaststätte“ abgespielt haben – auch schon in Bezug auf die Kirwa.

 

Vor allem sollte der Sinn und Zweck des Vereins sein, die „Geselligkeit und Kameradschaft unter den Jungen zu fördern“. Dazu trugen Faschingsbelustigungen, ein Ausflug nach Holzhaus am Ostermontag begleitet von einer Blechmusik, die Kirwa, ein Kathreintanz und sonst noch manches bei.

 

Dank des Sammelfleißes von Andreas Hottner sen. Ist neben dem originalen Vereinsabzeichen auch noch das Statut der Vereinigung aus dem Jahr 1930 für die Nachwelt erhalten geblieben. Aus dieser Satzung nachstehend einige Auszüge:

 

 

Ehrenhaftigkeit, Arbeitsliebe und Eifer ...

 

„Der Grund des Vereines besteht darin, den hiesigen Burschen eine freudige und vergnügte Gesellschaft zu bieten. Er ist frei von jeglicher konfessioneller und politischer Betätigung.

 

Der Vorstand kann nur ein ordentlicher, treuer Bursche sein. Er ist verpflichtet den Verein aufrecht zu erhalten.

 

Aus der Zahl der Mitglieder werden vier Ausschussmitglieder gewählt. Dieselben sollen durch Ehrenhaftigkeit, Arbeitsliebe und Eifer für die Vereinszwecke sich auszeichnen. Sie sollen über genaue Befolgung der Statuten wachen, für Anstand und Ordnung im Lokale sorgen und Acht haben, dass nichts vom Vereinsgute verloren geht.

 

Ordentliches Mitglied kann jeder ledige Bursche werden, welcher das 17. Lebensjahr überschritten hat.

 

In jedem Monat findet eine ordentliche Versammlung statt.

 

Umwälzende Bestimmungen müssen acht Tage vor der Versammlung durch öffentlichen Anschlag der Tagesordnung den Mitgliedern bekannt gegeben werden.

 

Mit der Aufnahme erhält jedes Mitglied in aller Form das Recht, den Versammlungen beizuwohnen und hie und da einen anständigen Gast unter Anzeige beim Vorstand in die allgemeine Versammlung einzuführen und neue Mitglieder vorzuschlagen. Sie müssen der Schulpflegschaft Fronberg angehören.

 

Soweit einige Auszüge aus dem Vereinsstatut des Burschenvereins.

 

 

 

„Die Erinnerung des Gustav Sachsenweger“

 

Laut dem Sterberegister der Stadt Schwandorf wurde Gustav Sachsenweger am 21. August 1868 in Fronberg geboren – er starb am 31. Oktober 1955 in Schwandorf, zuletzt wohnhaft Finkenweg 11.

 

Josef Ebensberger besuchte Herrn Sachsenweger im Jahre 1954 des öfteren. Sachsenweger war zu diesem Zeitpunkt bereits sehr krank, konnte nicht jeden Tag sprechen, gab aber dem Josef Ebensberger zur Geschichte des „Burschenvereins Alt-Fronberg“ folgendes zu Protokoll (Gustav Sachsenweger war Gründungsmitglied des Vereins):

 

„Im Jahre 1890 kehrte eine Gruppe von jungen Fronbergern nach Beendigung ihrer aktivne Dienstzeit im Bayrischen Heer wieder in ihre Heimat zurück. In ihnen reifte der Entschluss, hier ein Leben der Geselligkeit und Brüderlichkeit inmitten der Gemeinde aufblühen zu lassen.

 

Es war damit der Gedanke zu einem Verein erbracht, die jungen Burschen im Ort zu erfassen, das Brauchtum zu erhalten und weiter zu pflegen.

 

Vor allem eine Idee, die alte Burschenherrlichkeit, Sitte und Brauchtum sowie die Tradition des Ortes, die Kirchweih im Verein fortzusetzen.

 

Die Kirchweihburschen wurden persönlich bestimmt und nur wer Geld hatte kam dazu in Frage. Es gab keine besondere Wahl.

 

Der Kirchweihbaum wurde aus dem Fuchsschübl geholt.

 

Damals schon gab es Differenzen wegen zuwenig Plätzen im Saal und der Ortszugehörigkeit.

 

Die Vereinsfahne wurde im Kloster Ettmannsdorf gemacht und kostete 90 RM. Schon damals hatte ein „Zweck“ das Baumaufstellen über.

 

Die Gründungsversammlung des Burschenvereins wurde von 10 Interessenten besucht. Hochzeitsgeschenke wurden nicht vereinbart. Als erste „Aktion“ des neugegründeten Vereins erfolgte ein Ausflug zu Fuß nach Trausnitz.

 

Der Tanz um den Kirwabaum erfolgte auf dem blanken Erdboden.

 

Erst Anfangs der dreißiger Jahre, als Josef Zweck Kirchweihbursch war, fertigte dieser ein Podium aus Holz an.

 

Soweit die Erinnerungen des Gustav Sachsenweger, aufgezeichnet im Jahre 1954 durch Josef Ebensberger.

 

 

Eine lückenlose oder zumindest annähernd genaue zeitliche Einordnung vieler Vorgänge und Vorkommnisse lässt sich aufgrund der noch vorhandenen Unterlagen und Zeitdokumente weder von dem Fronberger Burschenverein, noch über die Kirchweih erstellen. Doch sicherlich könnte mit Engagement und viel Fleiß auch in nächster Zeit noch einiges zutage gefördert werden.

 

 

Quelle: 1. Festschrift, Kirwaverein Fronberg e.V., August 1988